Die Vereinsgeschichte des SVO
Gleich nach dem Ersten Weltkrieg machte die aufkommende Begeisterung für den Fußballsport auch vor Oberdischingen nicht halt. Allen Widerständen zum Trotz – insbesondere aus dem Elternhaus – traf sich die männliche Jugend immer wieder, um der Lederkugel nachzujagen (die damals auch noch aus Leder war).Dies führte schließlich im Jahre 1926 zur Gründung des „Arbeiter-Sportvereins“ unter Leitung von Franz Rathgeb. Leider liegen jedoch aus dieser Gründerzeit keinerlei Berichte und Aufzeichnungen vor.
Als Sportgelände diente zu dieser Zeit eine Wiese, die von den Steyler Missionsschwestern gepachtet wurde und die östlich des Bauernhofes Stolz in der Allee lag. Die ersten Trikots bestanden aus schwarzen Hosen und gelben Hemden mit schwarzem Kragen. Die damaligen Vereinsfarben waren also schwarz-gelb.
Eine Umorganisation des Vereins im Jahre 1928 (das Jahr wird später als Gründungsjahr angesehen) führte zur Umbenennung des Vereinsnamens in DJK Oberdischingen (Deutsche Jugendkraft). Die Vereinsgeschicke leitete zu dieser Zeit Heinrich Kuhn. Bald wurde auch eine Leichtathletikabteilung ins Leben gerufen und erste Erfolge stellten sich ein. So verzeichnete die Fußballabteilung, die in diesen Tagen einen hervorragenden Ruf für ihre überschwängliche Kameradschaft genoss, im Jahre 1931 einen Gruppensieg als erstes herausragendes Ereignis. Die Machtübernahme der NSDAP im Jahre 1933 bedeutete vorläufig das Ende aller Vereinsaktivitäten. Die Vereinsfahne und die Vereinskasse wurden beschlagnahmt und der Verein verboten. Im Jahre 1934 wurde dann ein neuer Verein mit den Vereinsfarben rot-weiß gegründet – der Sportverein Oberdischingen. Der neue Klub konnte jedoch nur kurz seine Aktivitäten aufnehmen, denn in den Kriegsjahren von 1939 bis 1945 kam in Oberdischingen der Sportbetrieb völlig zum Erliegen.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde dann der Sportverein mit Hilfe von Franz Hospach, Gustav Braig, Josef Dosch, Josef Volz und Karl Grupp im Jahre 1946 zu neuem Leben erweckt. Zunächst stand Gustav Braig dem Verein vor, später dann Richard Hospach. Nach dessen Tod übernahm für einige Zeit Hans Erath die Vereinsgeschäfte, der dann vom damaligen Revierförster Franz Gaub abgelöst wurde. Besonders bemerkenswert aus der Nachkriegszeit ist die Gründung einer Damenmannschaft – ein frühes Beispiel für die Emanzipation im Oberdischinger Sport! Ansonsten ging es sportlich nur sehr langsam aufwärts, da viele junge Männer im Krieg ums Leben gekommen waren. Erst als 1950 eine Jugend-Fußballmannschaft gegründet Ein weiteres Problem der Nachkriegsjahre stellte die Suche nach einem neuen Sportglände dar, denn die von den Steyler Missionsschwestern gepachtete „Klosterwiese“ war zur Bebauung freigegeben worden. Nach dem Krieg hatten die französischen Besatzer zwar in „Baus-Breite“ ein Sportzentrum angelegt, das aus Fußballplatz und Aschenbahn bestand, das aber nach dem Abzug der Franzosen vom damaligen Eigentümer umgepflügt worden war. Die jahrelange „Odyssee“ von Wiese zu Wiese fand schließlich im Jahre 1956 ein Ende, als die Gemeinde dem SVO das Gelände an der Ersinger Straße zur Verfügung stellte.
Inzwischen trug auch die Jugendarbeit erste Früchte und sportliche Erfolge stellten sich wieder ein. Unter anderem wurden 1955 die Meisterschaft und die Pokalmeisterschaft der C-Klasse Ehingen gewonnen und im Bezirkspokalfinale 1955 der SV Hettingen 5:1 vom Platz gefegt. Auch der Pokalsieger der B-Klasse wurde in Oberdischingen 5:4 niedergerungen. 1955 gründete der Sportkreis Ehingen die B-Klasse und bereits 1956 errang der SVO den Titel in dieser Klasse, was den Aufstieg in die A-Klasse bedeutete, die immerhin sieben Jahre lang gehalten werden konnte.
Im Jahre 1964 löste Wilhelm Frey den langjährigen Vorsitzenden Franz Gaub ab. Der „Frey-Willi“ sorgte dafür, dass der Verein die längst überfällige Satzung erhielt und endlich ins Vereinsregister eingetragen wurde. Wilhelm Frey war Initiator des Franz-Hospach-Gedächtnisturniers, das 1967 zum ersten Mal ausgespielt wurde. Unter ihm erfolgte auch der Ausbau des Sportplatzes und im Jahre 1967 die Gründung einer Damen-Gymnastik-Abteilung.
Damit war die Grundlage für die spätere Turnabteilung geschaffen, die sich im Laufe der Jahre zur mitgliederstärksten Abteilung innerhalb des Sportvereins entwickeln sollte. Nach 5 Jahren übergab Wilhelm Frey das Amt des 1. Vorsitzenden an Josef Schuster, der sich im Laufe seiner siebenjährigen Vereinsführung für den Bau des Vereinsheims und des Parkplatzes beim Sportheim verantwortlich zeigte. Was die fußballerischen Erfolge angeht, waren die Jahre zwischen 1968 und 1979 sehr bewegt. So gelang dreimal (1968, 1976 und 1979) der Sprung in die AKlasse (entspricht der heutigen Bezirksliga), dem aber fast immer postwendend der Abstieg folgte.
Im Jahr 1976 übernahm Josef Sommer das Amt des 1. Vorsitzenden von Josef Schuster und es begann eine sehr „rührige“ Zeit innerhalb des SVO. In der „Ära Sommer“ wurden umfangreiche Bauprojekte, Umstrukturierungen und Festaktivitäten in Angriff genommen. Ein neuer Sportplatz und vier Tennisplätze wurden gebaut und der Umbau des zu klein gewordenen Sportheims erfolgte unter sehr großer Eigenleistung. Die stark angewachsenen Abteilungen bekamen in organisatorischen und finanziellen Angelegenheiten mehr Selbständigkeit übertrageneine weitreichende Entscheidung, die heute noch Auswirkungen hat. Des weiteren wurde das 50-jährige Vereinsjubiläum gefeiert – damals eine Herausforderung für den Sportverein, denn es regnete „ohne Ende“. Viele Anhänger Sägmehl und Hobelspäne verhalfen dem Fest in letzter Minute zu einem trockenen Start. Trotz des schlechten Wetters war es eine gelungene Veranstaltung. Im Jahre 1979 war die erste Dorfhockete in der Herrengasse das Ereignis des Jahres – zu dieser Zeit eines der ersten Freiluftfeste in der Region. Mittlerweile hat sich die Dorfhockete zu einem jährlichen Höhepunkt im Oberdischinger Gemeindeleben entwickelt.
Im November 1976 wurde die Tennisabteilung gegründet und unter der Leitung der damaligen Abteilungsleiter Joachim Haselhofer und Wolfgang Hess zwei Tennisplätze erbaut. Die neue Abteilung erfreute sich eines so großen Zulaufs, dass man im Jahre 1982 die Anlage um zwei Plätze erweiterte, um dem Andrang Herr zu werden. Die Tennisabteilung konnte damals vielen ehemaligen Fußballspielern eine sportliche Alternative bieten. Durchaus erfolgreich – wie man heute weiß. Nach zwölfjähriger Amtszeit gab Josef Sommer 1988 den Vereinsvorsitz an Dieter Tress ab.
Die Autonomie der einzelnen Abteilungen wurde weiter vorangetrieben und es galt, die geschaffenen Werte zu konsolidieren und zu erhalten, was einen enormen finanziellen Aufwand darstellte. So musste das Sportheim mittels einer Abwasserdruckleitung an die Kläranlage angeschlossen werden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die alte Wasserversorgung sowie der Stromanschluss erneuert. Da die Lagerkapazität für die Gerätschaften nicht mehr ausreichend war, wurde eine große Garage angeschafft. Außerdem wurde der Parkplatz beim Sportheim ausgebaut und bei den Tennisanlagen ein Kinderspielplatz mit Grillmöglichkeit angelegt. Durch die Gründung der Tennisabteilung und den ständigen Ausbau der Turnabteilung, die heute ein vielfältiges Programm für alle Altersklassen bietet und sowohl regional als auch überregional einige sehr schöne Erfolge aufzuweisen hat, konnte der SV Oberdischingen – lange Zeit ein reiner Fußballverein – sein Angebot an Breitensport stark vergrößern. Dies drückt sich auch in einem stetigen Anstieg der Mitgliederzahlen aus. So hat sich die Zahl der Vereinsmitglieder von 480 vor 25 Jahren auf heute 820 fast verdoppelt. Dies bedeutet, dass mittlerweile über 40 Prozent der Oberdischinger Mitglied im SVO sind.
Seit März 2002 leitet der jetzige Vorsitzende Roland Albrecht den Gesamtverein und es spricht wohl für den SVO, dass sich in einer Zeit, in der ehrenamtliches Engagement immer mehr abnimmt, relativ problemlos eine neue Führungsriege gewonnen werden konnte.
Die Vereinsführung wird sich auch in Zukunft darum bemühen, möglichst vielen Bürgern eine „sportliche Heimat“ zu bieten und sie hofft, dass sich die Oberdischinger weiterhin in ihrem Sportverein.
Vereinsvorsitzende seit 1928
Da schriftliche Aufzeichnungen und Unterlagen über ins Vereinsgeschehen erst ab Mitte der fünfziger Jahre vorliegen, konnten die Amtszeiten einiger Vorsitzenden leider nicht mehr in Erfahrung gebracht wurden. Der Spitzenreiter mit der längsten Amtszeit ist mit 14 Jahren Dieter Tress.